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28.05.2022

Auf einen Kaffee zur Ape Maria

Foto: Anne Gülich

Hepberg/Lenting/Wettstetten – Der erste Kaffee schmeckt wunderbar. Serviert wird er an einem funkelnagelneuen, zum Café umgebauten dreirädrigen Ape-Kleintransporter, der weinrot in der Sonne glänzt. Im Café-Namen „Café Luja“ klingt überirdischer Jubelgesang an. Und tatsächlich könnte man beim Genuss des perfekten Cappuccinos kurz an den Himmel denken. Zumal der Inhaber des Fahrzeugs auch noch zur Kirche gehört: Der Pfarreiverband Hepberg-Lenting-Wettstetten (HeLeWe) hat das Rollermobil angeschafft und es im Anklang an das Grundgebet der katholischen Kirche „Ape Maria“ getauft. Nun sind die drei Pfarreien Café-Betreiber. Wie kam es dazu?

„Das ist eine lange Geschichte“, erzählt die Wettstettener Pfarrgemeinderätin Regine Morich lachend. Sie bildet mit Daniel Hartl aus Hepberg und Franziska Hofmann aus Lenting das Kernteam des Ape-Projekts. Morich: „Alles fing damit an, dass unsere drei Pfarrgemeinderäte vor drei Jahren gemeinsam überlegt haben, wie man den Pfarrverband beleben und weiter zusammenwachsen lassen könnte. Wir wollten nicht nur ab und an ein Fest zusammen feiern, sondern gemeinsam etwas bewegen, eine Aufgabe haben.“

Beim Nachforschen, „was es alles Cooles gibt und wie man Kirche neu gestalten könnte“, sind die drei auf die Idee einer rollenden Kirche mit gutem Kaffee in Form eines dreirädrigen Rollermobils gestoßen. „Es wartet nicht auf die Menschen, sondern kommt zu ihnen hin. Diesen Grundgedanken fanden wir super“, fasst Daniel Hartl zusammen. Einen Ort der Begegnung zu schaffen und dabei auch mit Menschen, die mit Kirche nichts (mehr) anfangen können, ins Gespräch zu kommen, liegt dem Team am Herzen.

Zeitgleich fand die Gruppe heraus, dass das Bistum Eichstätt mit einem Innovationsfonds Projekte unterstützt, die moderne, nachhaltige Ansätze für das kirchliche Leben enthalten, neue Zielgruppen ansprechen und andere Erfahrungen ermöglichen, als Kirche das sonst tut. Die drei Pfarreien stellten gemeinsam einen Förderantrag für eine Café-Ape – und bekamen eine 90-prozentige Förderung der Gesamtkosten von 25000 Euro durch das Bistum zugesichert. „Da war unsere Freude natürlich riesengroß“, sagt Franziska Hofmann aus Lenting, die Dritte im Ape-Team. Was blieb, war ein überschaubarer Restbetrag von 800 Euro für jede Pfarrei.

Das Abenteuer ging gleich weiter: Mit Hilfe von Markus Fichtner aus Wettstetten, der eine Leidenschaft für alte Vespas und guten Kaffee hat und das Kirchenprojekt gerne ehrenamtlich unterstützte, wurde eine Ape 400 (Made in Indien) angeschafft, überarbeitet, umgebaut, passend weinrot lackiert und mit der Café-Ausstattung versehen. „Nun steht sie fertig da, unsere Ape Maria“, sagt Hartl mit Blick auf das frisch polierte Gefährt begeistert. „Und sie soll nicht nur für kirchliche Angelegenheiten zum Einsatz kommen, sondern kann auch ausgeliehen werden“, fügt Morich an.

Beim ersten Treffen am „Café Luja“ stellt Tobias Stehle von District V Coffee Roasters aus Ingolstadt, die fester Kaffeelieferant des Cafés sind, die Kaffeemaschine ein, gibt den Verantwortlichen Tipps zu deren Betrieb und produziert nebenher das eine oder andere Heißgetränk. Der Wettstettener Pfarrer Klaus Gruber und sein Lentinger Kollege Josef Heigl genießen mittlerweile schon die dritte Tasse und überlegen gemeinsam, welches Wort am besten zu dem Projekt passt. „Genial, finde ich“, meint Gruber, „fantastisch in Planung, Gestaltung und Umsetzung“. Heigl ergänzt: „Besser kann man’s nicht auf den Punkt bringen. Großartig.“

Am Dienstag, 31. Mai, findet um 17 Uhr die offizielle Einweihung der Ape Maria am Lentinger Wasserspielplatz in der Pfarrgasse statt.
 

Die Ape

Ape ist italienisch und bedeutet „Biene“. Ein Ape-Rollermobil bezeichnet einen dreirädrigen Kleintransporter des italienischen Herstellers Piaggio. Die Dreirad-Transporterserie wurde ab 1948 zunächst in Italien hergestellt. Sie kam ein Jahr nach dem Motorroller Vespa (italienisch Wespe) auf den Markt. 1999 begann die Produktion von inzwischen 200000 Fahrzeugen jährlich im indischen Werk von Piaggio.

 

Text: Anne Gülich, Quelle: donaukurier.de